Wo SmartVote klemmt

SmartVote hat einiges für sich. Man füllt einen Politfragebogen aus und hat die Kandidaten, die einem von der Einstellung her am ähnlichsten sind. Dabei gibt es aber Probleme: Zuerst kriegt man damit nicht unbedingt den Kandidaten, der sich für ein bestimmtes Anliegen schlägt, das einem ganz wichtig ist. Das noch grössere Problem liegt darin, dass es eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt, dass man seine Stimme nutzlos einlegt und damit wegwirft. Oder aber, dass man einen Kandidaten unterstützt, er eben gerade nicht die eigenen Ideen vertritt.

Konkret: Wenn einem beispielsweise die Hanflegalisierung höchst wichtig ist und einem SmartVote empfiehlt, die Liste von Hanf Ueli einzuwerfen, dann ist das kontraproduktiv, weil Hanf Ueli mit Sicherheit nicht gewählt werden wird. Smart wählen müsste nämlich beinhalten, dass die Stimme tatsächlich zum Tragen kommt. Das tut sie aber nur, wenn man eine Liste der grossen Parteien oder eine Liste wählt, die an eine der Listenverbindungen angeschlossen ist.

Dann hat man aber das Problem, dass die Haltungen innerhalb der Listen, noch mehr innerhalb der Listenblöcke z.T. sehr unterschiedlich ist. Gibt einem SmartVote, um beim Beispiel zu bleiben, einen Hanf-toleranten Jungfreisinningen an, den man wählt, dann kommt diese Stimme eventuell einem FDP-Hardliner zugut, der das genaue Gegenteil verficht. Oder die Stimme für den Jungfreisinnigen geht gar – via Listenverbindung – an die SVP. Smart gewählt ist das nicht.

Clever wählen kann man nur, wenn man nicht nur die Präferenzen der Kandidaten kennt, sondern auch ihre Wahlchancen. Das findet man raus, in dem man die Anzahl der bisherigen Sitze und die Wahlumfragen kombiniert. Wer einen Listenplatz weit hinter der mutmasslichen Anzahl Sitze hat, ist meist ein hoffnungsloser Fall. Allenfalls kann man jemanden wählen, im Hinblick darauf, dass es dann 2011 für einen sicheren Platz reicht. Da ist man dann aber schon ein ausgebuffter Taktiker.

SmartVote ist ein grossartiges Instrument, wenn man es mit qualitativen Diensten kombiniert, sei das die Zeitung oder der urbane Wahldienst www.votez.ch, der qualitative Aussagen zu den Kandidaten macht und ihre Wahlchancen mit einbezieht.

Besonders wichtig ist das bei Ständeratswahlen, wo es bloss zwei Sitze pro Kanton gibt und die Frage sich oft auf zwei Kandidaten zuspitzt. Ganz konkret wird im Kanton Zürich mit Sicherheit der Freisinnige Gutzwiller gewählt. Weil der Kanton ZH bürgerlich und die FDP mit der SVP verbündet ist, hat SVP-Chef Maurer gute Chancen auf den zweiten Platz.

Smart wählen heisst, also bei der Ständeratswahl, dass man sich entscheidet, ob man den SVP-Mann will oder ob nicht. Will man ihn nach Möglichkeit verhindern, heisst smart wählen, dass man die Kandidaten einlegt, die eine reelle Chance haben ihn zu verhindern.

Dabei hilft viel Zeitung lesen oder ein Dienst wie votez.ch, nicht aber SmartVote.

Thomas Haemmerli
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