Urnengang vom

29. Nov. 20
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Bund
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Ja

Volksinitiative «Für verantwortungsvolle Unternehmen - zum Schutz von Mensch und Umwelt» (Konzernverantwortungsinitiaitve)

Die «Konzernverantwortungsinitiative» verlangt, dass Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz sicherstellen, dass sie keine Verletzungen von Menschenrechten oder Umweltstandards verantworten. Das gilt auch für Firmen, die sie kontrollieren, sei es durch Mehrheitsbesitz oder weil eine andere Firma Hauptlieferantin ist. Die Gegner argumentieren: Es sei unmöglich, dass Schweizer Unternehmungen lückenlos kontrollieren könnten, was fremde Firmen machen. Sie kritisieren, dass nicht nur Konzerne, sondern alle Unternehmungen mit Risiken in Sachen Menschenrechte oder Umweltstandards unter das Gesetz fallen. Und sie kritisieren die Beweislastumkehr, also, dass beschuldigte Unternehmungen beweisen müssen, dass sie alles mögliche unternommen haben, um Schäden zu verhindern. Und: Schweizer Gerichte könnten kaum beurteilen, was in fernen Ländern vorgefallen sei. Sie verweisen deshalb auf den Ständeratsgegenvorschlag, der bei einem Nein gilt: Grossunternehmen müssten jedes Jahr berichten, wie sich ihr Geschäft auf Menschenrechte, Umwelt und Korruption auswirkt. Bei bewussten Fäschungen droht Busse bis maximal 100’000 Fr. Unternehmungen die mit Rohstoffen aus Konfliktgebieten arbeiten oder in Brachen mit viel Kinderarbeit (z.B. Textil) hätten eine besondere Sorgfaltspflicht.
Das kritisieren die Initianten zu Recht als zahnlos, 100’000 Franken sind für Konzerne ein Klacks. Und sie argumentieren mit dem gescheiterten Gegenvorschlag des Nationalrats, für den sie ihre Initiative zurückgezogen hätten. Mit Fug: Das Parlament, das die Initiative umsetzen würde, ist solide bürgerlich, es käme eine äusserst abgeschwächte Variante zum Zug, die tatsächlich nur Konzerne betreffen würde. Ausserdem schränkt das Schweizer Recht die Möglichkeit von Schadenersatzklagen generell massiv ein.
Nein sagen die Wirtschaftsverbände, FDP, CVP und SVP. Ja sagen die Linken, BDP und GLP, viele Bürgerliche sowie eine breite Koalition von Hilfswerken über die Kirchen bis zur Operation Libero.

Arena-Erklärgrafik zum Ständeratsgegenvorschlag

Beispiel Sambia: Rundschau

JA: Bürgerliches Komitee zur Konzernverantwortung

Ja: Wirtschaftskomitee

Ja: Operation Libero

Nein-Komitee

Nein: Radio-Interview mit FDP-Ständerat Noser

Mehr: Republik über die rechtlichen Risiken von Schadenersatz

Mehr: SRF-Arena

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Kommentar: Warum es die Konzernverantwortungsinitiative braucht

Zwei Initiativen wollen die Wirtschaft stärker in die Pflicht nehmen. Die Initiative gegen die Finanzierung von Waffenproduzenten ist chancenlos. Man kann sie also – will man denn Zeichen setzen – selbst annehmen, wenn man glaubt, Nationalbank und Pensionskassen bräuchten Investitionsfreiheit. Zu bedenken ist aber auch, dass die Rüstungsindustrien der USA, der Türkei, Russlands und Chinas von Investitionsverboten kaum tangiert würden. Und es lässt sich berechtigt die Frage stellen, ob Europa, dessen Verteidigungsgarantie durch die USA schwindet, angesichts der imperialen Bestrebungen Russlands und der Türkei nicht gut beraten ist, eine eigene Rüstungsindustrie zu unterhalten.

Anders verhält es sich bei der Konzernverantwortungsinitiative, bei der Konsens herrscht, dass ihr Ziel richtig ist, nämlich die Vermeidung der Verletzung von Menschenrechten und internationalen Umweltstandards durch Schweizer Unternehmungen.

Die Initiative dreht sich nicht bloss um Konzerne und geht extrem weit

Der Streit dreht sich 1. darum, was das für Unternehmen bedeutet. Und 2. darum, wer betroffen wäre. Im letzten Punkt ist die Ja-Seite unredlich, wenn sie behauptet, die Inititative Ziele nur auf Konzerne. Korrekt ist, dass die Initiative weit über Konzerne hinausgeht. Sie besagt, dass Firmen Rechenschaft über getroffene Massnahmen zu «sämtlichen Geschäftsbeziehungen» ablegen müssen. Wobei «Rücksicht auf die Bedürfnisse kleiner und mittlerer Unternehmen [zu nehmen ist], die geringe derartige Risiken aufweisen.» Das heisst nicht, dass KMU ausgenommen sind, sondern nur, dass man «Rücksicht nimmt», wenn sie bloss geringe Risiken aufweisen. Nimmt man den Initiativtext zum Nennwert, so ist jeder grössere Blumenladen, der Schnittblumen aus Kolumbien anbietet, gehalten, Berichte anzufertigen, wie die notorischen Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden dort verhindert werden.

Warum der Gegenvorschlag nicht taugt

Die Nein-Seite verweist auf den Gegenvorschlag des Ständerates, der eine Berichterstattungspflicht vorsieht. Wer absichtlich fälscht, kann mit Busse bis zu 100’000 Franken bestraft werden. Und es gilt eine besondere Sorgfaltspflicht im Bereich Kinderabeit und bei Rohstoffen aus Konfliktgebieten. Das reicht nicht! Maximal 100’000 könnten Grossfirmen aus der Portokasse bezahlen. Und auch die Reputationsrisiken, auf die gern verwiesen wird, spielen zu wenig. Konzerne wie Apple und Google foutieren sich meist um Medienanfragen, und wie viel Reputationsverlust bewirkt, sieht man daran, wie egal den Tech-Konzernen die Kritik daran ist, dass sie kaum Steuern zahlen. Zum selben Schluss kommt ein Faktencheck des TagesAnzeigers, der u.a. eine Studie zitiert, die belegt, dass Berichterstattungspflicht allein kaum etwas ändert.

Harte Initiative, softe Umsetzung

Angenommene Initiativen werden vom Parlament umgesetzt. Und das heisst, dass ihr Inhalt meist abgeschwächt wird, manchmal sogar recht stark, beispielsweise im Fall der SVP-Masseneinwanderungsinitiative. Dazu kommt: Die Initianten hatten sich bereit erklärt, ihre Initiative zurückzuziehen, falls der Gegenvorschlag des Nationalrats durchgekommen wäre. Der ist so formuliert, dass tatsächlich nur Konzerne betroffen wären und hätte die Ausführungsbestimmungen dem Bundesrat überlassen. Da Bundesrat und Parlament solide bürgerlich dominiert sind, ist sicher, dass der Nationalratsvorschlag die maximale Umsetzung wäre und die Initiative eher noch weiter aufgeweicht würde. Das heisst, de facto braucht man sich vor der sehr weit gehenden Initiative nicht zu fürchten. Man kann sich tatsächlich am Gegenvorschlag des Nationalrats orientieren, auch wenn wir über einen scharfen Verfassungstext abstimmen.

Das Schweizer Schadensersatzrecht limitiert die Klagen

Was droht Konzernen, bei einem Ja? Das Schweizer Schadenersatzrecht kennt keine Massenklagen à la USA. Jeder Geschädigte muss daher einzeln klagen und seinen Schaden (z.B. Arztrechnungen oder Ernteausfall) beweisen. Er oder sie muss beweisen, dass der Schaden tatsächlich widerrechtlich durch eine bestimmte Schweizer Firma verursacht worden ist. Die Höhe der Klage dreht sich nur um Schäden, die belegt werden können. Erst wenn das gelingt und ein Prozesskostenvorschuss geleistet ist, müssten Konzerne belegen, dass sie ihre Sorgfaltspflicht erfüllt haben, wenn sie für den Schaden nicht gerade stehen wollen.

Noch ein Grund für ein Ja: Initiativen als Mittel der Politik

Initiativen mit Themen, die viele bewegen, werden oft scharf formuliert, um dann zurückgezogen zu werden für einen Gegenvorschlag, der gut schweizerisch alles einmittet. So sah es bei der Konzernverantwortungsinitiative aus. Im letzten Moment setzte sich eine harte bürgerliche Linie durch. Geht das auf, werden auch andere Initiativen ganz ohne oder nur mit Alibi-Gegenvorschlag zur Abstimmung gebracht. Auch das kann dafür sprechen, dass man mit Ja votiert.

Warum votez.ch Ja sagt

Wir texten für ein Elektorat von Linksgrün bis zum aufgeschlossenen Freisinn. Wir streiten für gesellschaftsliberale Vorlagen und beziehen Position in den strategischen Abstimmungen, die die Schweiz immer wieder in ein modern-weltoffenes und ein nationalkonservatives Lager spalten. Dieses Programm verfolgen wir seit 20 Jahren und lassen vieles – vor allem wirtschaftliche Fragen – offen, selbst wenn wir uns alle einig sind, was wir selber stimmen werden. Diesen Kurs verlassen wir nur selten. Etwa bei der letzten grossen AHV-Vorlage, die Fortschritte bei der Sicherung der Renten gebracht hätte. Oder bei der Abzockerinitiative, die uns die richtige Vorlage zur Zeit schien. Das ist auch der Fall bei der Konzernverantwortungsinitiative. Geht man von dem aus, was im Gesetz stehen und Realität werden wird, ist es keine extreme Vorlage. Sondern die Selbstverständlichkeit, dass Menschen, die durch Schweizer Unternehmungen zu Schaden kommen und in Ländern leben, in denen das Rechtssystem nicht funktioniert, trotzdem eine Chance haben, dass sie zu ihrem Recht kommen könnten. Vorausgesetzt sie überwinden viele Hürden und finden Unterstützer, die ihren Fall finanzieren. Damit würde etwas mehr Rechtssicherheit geschaffen. Die Limiten des Schweizer Schadenersatzrechtes verhindern Klageexzesse wie in den USA. Das kann man Konzernen zumuten, selbst wenn man für wirtschaftliche Freiheit brennt. Deshalb geht das Ja-Lager von links bis weit in bürgerliche Milieus. Und deshalb empfehlen auch wir, ein Ja einzulegen.

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«Für ein Verbot der Finanzierung von Kriegsmaterialproduzenten»

Die Initiative will, dass Pensionskassen, AHV/IV und die Nationalbank nicht mehr in Unternehmen investieren können, die fünf Prozent ihres Umsatzes mit Waffen erwirtschaften. Und der Bund soll sich weltweit für ein Waffen-Investitionsverbot einsetzen. Die Gegnerschaft argumentiert, die 5%-Klausel erfasse zu viele zivile Unternehmungen, die nur wenig Waffen produzieren. Nationalbank, PKs und die AHV würden geschädigt, weil sie nicht mehr breit investieren könnten. Ausserdem litten der Finanzplatz sowie Schweizer KMUs, die bloss Zulieferer für Rüstungsfirmen seien. Ja sagt die gesamte Linke, Nein Bürgerliche und GLP.

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Basel
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Regierungsratswahlen, 2. Wahlgang

Aufregender als erwartet verlief der erste Wahlgang der Regierungsratswahlen. Zwei SPler und zwei Bürgerliche sind bereits gewählt. Drei Sitze sind noch offen. Nach dem Überraschungserfolg von Stephanie Eymann (LDP) und Esther Keller (GLP) folgte der Rückzug der grünen Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann. Statt ihr zauberte das Grüne Bündnis die altgediente Linke Heidi Mück aus dem Hut. Nun sind noch drei Regierungssitze zu besetzen. Rot-Grün und Bürgerliche wollen sich mit je zwei Kandidierenden die Mehrheit sichern: Es ist eine echte Richtungswahl. Für die Bürgerlichen besteht eine reelle Chance, Rot-Grün nach 16 Jahren an der Macht abzulösen. Dazwischen lauern die Grünliberalen mit Esther Keller. Für sie hängt alles davon ab, ob sie auf genügend Wahlzetteln beider Seiten auch noch Unterschlupf findet – dann ist ihr die Überraschung zuzutrauen.

Je nach Präferenz:

Rot-Grün

Bürgerliche

Mitte

Sofern man nicht ganz gezielt einzelne Personen wählen will, sondern sich auf die Richtungswahl einlässt: Am besten für eine Seite entscheiden und deren Kandidierende wählen. Und taktisch überlegen, ob man die Mitte-Frau Esther Keller dazu schreibt – sie könnte einerseits Schlimmeres verhindern – eine Mehrheit für die jeweils andere Seite. Sie könnte aber auch einen der eigenen Kandidaten überflügeln, wenn sie von beiden Seiten gewählt wird.

Regierungspräsidium

Wählbar als Regierungspräsident/-in sind:

Hier kandidiert neu der bereits gewählte SP-Mann Beat Jans für Rot-Grün. Gleichzeitig stellen sich Stephanie Eymann (LDP) und Esther Keller (GLP) zur Wahl. Hier hat man also eine Auswahl  zwischen Rot-Grün, Bürgerlichen und der Mitte. Esther Keller vertritt im Grossen Rat das Votez-nahe Komitee Kulturstadt Jetzt. Beat Jans war seinerseits in der Gründungsphase Förderer von Kulturstadt Jetzt und hat vielen Kulturschaffenden den Weg in die Politik geebnet. Esther Keller hat wenig Chancen auf das Präsidium, wer Kulturstadt-Jetzt-Positionen unterstützen will, wählt sie in den Regierungsrat und Beat Jans als Präsidenten. Eymann hat sich bisher wenig mit Basler Politik beschäftigt und kommt nicht in Frage.

 

 

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Ja

Hafenbecken 3

Beim Rheinhafen soll für 115 Millionen ein neues, grösseres Hafenbecken gebaut werden, das den Umlad auf Bahn- und Strassenverkehr erleichtert. Ausser BastA sind alle Parteien dafür, die Zukunft des Hafens mit dem Projekt zu sichern – auch die Grünen. Dagegen hat sich eine bunte Allianz aus Umweltverbänden, Traditionalisten, Firmen und Schiffskapitänen formiert. Hauptargument ist der Schutz eines Biotops. In der Abwägung zwischen lokalem Naturschutz und Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene wiegt die nachhaltige Verkehrspolitik schwerer. Die positiven Auswirkungen, wenn künftig die Hälfte der Container per Bahn weiterfährt, werden bis in die Alpen spürbar sein.

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Ja

Trinkgeld-Initiative

Bei Annahme der Trinkgeld-Initiative von Kulturstadt Jetzt gehen jährlich mindestens 5 % des ordentlichen Kulturbudgets in die Jugend- oder Alternativkultur. Das wäre eine Verdoppelung gegenüber heute. Ob andere dann weniger bekommen, müsste die Politik festlegen. Dank jahrelangem Lobbying unterstützen heute SP, Grüne, BastA, FDP, CVP, EVP und Grünliberale das Anliegen. Skepsis gibt es aus Kreisen der Hochkultur und von der SVP. Die Forderung ist überfällig und verdient ein klares Ja.

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Wohnraumfördergesetz

Wohnfragen sind in Basel-Stadt bald ebenso strittig wie die Verkehrspolitik. Beim Wohnraumfördergesetz geht es um die praktische Umsetzung der 2018 angenommenen Mieterschutzinitiative. Die Linken sagen nein und haben das Referendum ergriffen, weil sie die Anliegen ihrer Initiative verwässert sehen. Renditegetriebene Investoren hätten es immer noch zu einfach, Kündigungen auszusprechen. FDP, CVP, LDP, Grünliberale, EVP und SVP sagen Ja zum Gesetz, zusammen mit Wirtschaftsverbänden und Hauseigentümern. Aus ihrer Sicht ist das gesetz ein ausgewogener Kompromiss, der auch den Hauseigentümern notwendige Freiheiten gibt.

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Bern
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Stadtratswahlen 2020

Stadtrat für Eilige

Je nach politischer Ausrichtung auswählen und nur eine (!) Liste ins Couvert.

Bürgerliche

  • FDP: Die Berner Stadtpartei hat zwei Flügel: einen modern-urbanen und den eher rechtsbürgerlichen Stumpen-Freisinn.

Mitte

  • Grünliberale: Die GLP ist ökologisch, wirtschaftsnah und pocht in Budgetfragen auf Sparsamkeit.
  • BDP: Die BDP ist eine Kleinpartei mit weniger überzeugendem Personal, die bald in der CVP aufgehen dürfte.
  • CVP/Die Mitte: Geprägt von Personal des Berner Politbetriebs ist die CVP eher dem sozialliberalen Flügel der Partei zuzurechnen.
  • EVP: Kleinpartei mit religiöser Grundierung und Gehör für Soziales und Ökologie

Grün

Drei Mitgliederparteien der Grünen Schweiz politisieren in der Stadt Bern separat:

  • GFL: sozial-liberaler Flügel
  • Grünes Bündnis: entspricht der nationalen Partei
  • Grün Alternative: Kleinpartei, links aussen

Rot

  • SP: Die SP ist – ähnlich wie die nationale Partei gewerkschaftlich geprägt und politisiert prononciert links und kulturfreundlich.
  • AL: Die Alternative Linke politisiert aus der Perspektive der Reitschule und linken Aktivist*innen.

Neben Klein-, Spass- und Jungparteien, die wir grundsätzlich ausgelassen haben, sind die anderen Listen nichts für urbane, fortschrittliche und liberale WählerInnen.

Wichtig: Neben der Liste muss auch der richtige und unterschriebene Stimmrechtsausweis ins Couvert, je nachdem ob man brieflich abstimmt oder an der Urne.

Stadtratswahlen für Fortgeschrittene

Traditionell dominiert Rot-Grün-Mitte, RGM, die Berner Stadtpolitik. Die Grüne Freie Liste GFL, die Partei des Stadtpräsidenten, laviert zeitweise zwischen den Fronten und kann das Zünglein an der Waage geben. In der Regel triumphieren bei Abstimmungen SP und Grünes Bündnis.

Wer den Stadtrat linker ausgerichtet sehen möchte, gibt seine Stimme links der GFL ab. Wer sich etwas mehr Mitte wünscht, wählt GLP, CVP oder EVP, wer es bürgerlich mag wählt FDP, wobei es einen Unterschied macht, wen genau man wählt.

Das Ergebnis beeinflussen kann man, indem Listen verändert werden. Das funktioniert so:

Wahltechniken

Grundsätzliches

Jede Zeile auf einem Wahlzettel gibt eine Stimme für die Partei, der die darauf stehende Person angehört. Bedeutet also: hat der Wahlzettel 80 Zeilen, gebe ich 80 Stimmen für eine Partei ab.

Ist eine Zeile leer, geht die Stimme an die Partei, die oben auf der Liste steht. Ist dieses Feld auch leer, verpufft die Stimme für alle leeren Zeilen.

Zuerst  werden die Stimmen für die Parteien gezählt. Die Sitze im Parlament werden aufgrund dieser Parteistimmen verteilt. Wenn die Partei in einer Listenverbindung ist, gibt sie überschüssige Stimmen, die ihr nicht für einen weiteren Sitz reichen, an die anderen Parteien in dieser Listenverbindung weiter.

Erst jetzt nützen die Namen auf den Zeilen der Wahlzettel. Sie dienen der Sitzverteilung innerhalb der Partei: Wer am meisten Stimmen hat, kriegt den Sitz. So werden auch die “Nachrutsch”-Rangfolgen festgelegt.

Es ist wichtig, dies beim Anwenden fortgeschrittener Wahltechniken zu durchschauen:

Kumulieren

Beim Kumulieren streicht man Leute von der Liste, und setzt dafür einen Namen von der Liste einmal zusätzlich drauf. So erhält ein genehmer Kandidat zwei Stimmen. Geschieht dies im Rahmen einer Parteiliste (also nicht auf der leeren Liste), ändert dies nichts am Wahlerfolg dieser Partei.

Panaschieren

Beim Panaschieren streicht man Kandidaten und ersetzt sie mit Personen anderer Parteien, die man ein- oder zweimal drauf schreibt. Neben dem Namen braucht es auch die Zahl, die davor steht. Achtung: jedes Panaschieren verschiebt eine Stimme zu der “einpanaschierten” Partei. Es ist nicht möglich, eine Politikerin in einer Partei zu pushen, ohne dieser Partei eine Sitzstimme zu geben. Beispielsweise möchte eine grüne Wählerin eine besonders aufgeschlossene SVP-Frau fördern. Das ist möglich durch panaschieren – aber die Grünen verlieren dadurch Sitzstimmen, die der SVP zu gute kommen – und bei der internen Sitzverteilung dann vielleicht doch einem Vertreter der alten Garde zur Wahl verhelfen.

«So wähle ich richtig smart» bei Tamedia

Personelle Empfehlungen für den Stadtrat

Wir stellen ausgewählte, aufgeschlossene und engagierte Kandidierende mit reellen Wahlchancen vor. Dabei haben wir besonders auf Bisherige gesetzt, da diese erfahrungsgemäss die besten Karten haben. Diese Kandidatinnen eignen sich (neben vielen anderen) u.E. zum Kumulieren, Panaschieren oder zum Zusammenstellen einer eigenen Liste. Wir empfehlen, sich mit den Smartspider-Links ein Bild von der Kandidatin zu machen.

FDP

  • Tom Berger ist das Paradebeispiel eines urbanen Freisinnigen, der sich u.a für die Belange der Gastro-, Club und Kulturszene einsetzt. Website
  • Claudine Esseiva Setzte sich als Generalsekretärin der FDP energisch für Frauenanliegen ein und gehört zum urban-fortschrittlichen Flügel. Website
  • Vivianne Esseiva Ebenso liberal in der Wirtschafts- wie in der der Gesellschaftspolitik. Website 

GLP 

  • Marianne Schild gehört zum progressiven Flügel der GLP und kandidiert auch für den Gemeinderat  Website
  • Maurice Lindgren typischer GLP-Vertreter mit Gehör für die Wirtschaft, für Ökologie und Gesellschaftsliberalismus. Untypisch: Der Ökonom begann als Automech und kennt damit auch eine andere Seite als die reinen Akademiker.
  • Gabriela Blatter ist als Naturwissenschaftlerin und Umweltfinanzexpertin eine typsiche Vertreterin der GFL, die mit viel technischem Wissen Poltik betreibt und die GLP der Stadt präsidiert. Website
  • Stefan Schlegel ist ein Mitgründer und Vordenker der Operation Libero und eine profilierte Stimme in rechtlichen Fragen. Website

GFL 

  • Brigitte Hilty Haller hat sich einen Namen gemacht als Präsidentin der GFL. Sie setzt sich vor allem ein für Umweltthemen und Soziales. Website

GB 

SP

  • Marieke Kruit ist SP-Fraktionschefin im Stadtrat und kandidiert auch für den Gemeinderat. Sie ist in leitender Stelle bei der Psychiatrie tätig, ist Präsidentin des Berner Miterinnenverbandes und spezialisiert in Planungs- und Verkehrsfragen. Website
  • Bernadette Häfliger ist Anwältin und arbeitet bei BAG. Sie betont ihre Herkunft aus einer Arbeiterfamilie, konzerntriert sich auf soziale Fragen und ist gewerkschaftsnah.
  • Johannes Wartenweiler ist Gewerkschaftssekretär und politisiert entsprechend.
  • Halua Pinto de Magalhães hat einen Doktor in theoretischer Chemie und grosse Kenntnisse in Sachen Umweltfagen. Er versteht sich als Aktivist etwa als Co-Präsident der Second@s Plus Schweiz. Website

AL

  • Eva Gammenthaler ist Politologin und vertritt als Gassenarbeiterin nicht nur die Perspektive ihrer Klientinnen engagiert und zupackend. Website

Smartvote und Wählen für Gewissenhafte

Wer will, kann mit Smartvote viel rausfinden. Man sollte aber Smartvote zurückhaltend einsetzen, um die eigene Wahlliste zusammenzustellen. Aus zwei Gründen: Die Art, wie Smartvote Übereinstimmung herstellt, führt oft zu ungenügenden Resultaten. Und es schlägt oft Kandidaten vor, die keinerlei Chance haben, auf ihren Listen tatsächlich gewählt zu werden. So kann es passieren, dass man in der begünstigten Partei plötzlich einem stockkonservativen Vertreter zur Wahl verhilft statt der aufgeschlossenen Unternehmerin, die man pushen wollte. Um Smartvote clever zu nutzen, muss man sich die Antworten der Kandidierenden auf die konkreten Fragen ansehen.

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Gemeinderatswahlen 2020

Der Gemeinderat hat fünf Mitglieder, zu denen auch der Stadtpräsident gehört.

Auch hier ist RGM seit vielen Jahren dominant. Der 4. Sitz von RGM ist nun aber umkämpft.

Gemeinderat für Eilige

Die linke Liste

Liste 3 RGM (Aebersold / Teuscher / Von Graffenried / Kruit) und gut ist.
Die Lieblingsperson auf die fünfte Zeile kumulieren.

Die Liste des bürgerlichen Bündnisses

Die Liste wird dominiert von SVP-Hardliner Thomas Fuchs und von Bernhard Eicher, vom rechten Flügel der FDP. Eicher hat weder ein Gehör für Umweltprobleme noch für gesellschaftsliberale Anliegen. Deshalb raten wir von der Liste ab.

Die Mitte-Liste

Ihre Funktion ist es, Reto Nause (CVP) die Wiederwahl zu sichern. Nur geringe Chancen hat Marianne Schild (GLP). Das heisst, wer Mitte einlegt, wählt vor allem den umstrittenen Polizeigemeinderat Nause.

Für eilige Votez-Wählerinnen gibt es keine Gesamtliste als Alternative zu Liste 3 RGM. Das ist sicher etwas enttäuschend, aber die Liste 2 Mitte wird vor allem auf den Sitz von Reto Nause (CVP) wirken und ist darum kein fixfertiges «Ticket».

Wer mehr zur Mitte tendiert, aber an einer aufgeschlossenen, sozialliberalen Stadt Bern interessiert ist, bearbeitet die Liste 3 nach oder stellt sich selber etwas aufgrund der leeren Liste zusammen:

Gemeinderat für Fortgeschrittene

Bei der Gestaltung der Gemeinderatsliste kann individuell vorgegangen werden.

Möglich, aber mit Bedacht: Kandidat*in von Liste 1 (Bürgerliche) oder 2 (Mitte) auf die fünfte, leere Zeile setzen. Hier wieder unbedingt den Abschnitt “Wahltechniken” beachten: aufpassen, mit wem die panaschierte Person auf der Liste ist, da die Stimme möglicherweise jemand anderem von dieser Liste zu gute kommt.

Panaschier- und Kumulier-Ideen:

  • Ansprechend ist sicher die Idee, Marianne Schild (glp) auf die fünfte Zeile zu setzen. Doch aufgepasst: diese Stimme könnte leicht zum Polizeidirektor Reto Nause (CVP) rutschen, dessen Profil dann doch etwas anders daherkommt.
  • Der vierte Sitz von RGM ist bei der Wahl umstritten. Eine rote Wählerin, die die SP stärken möchte, kann zB  den Stapi von Graffenried von der Liste 3 streichen und stattdessen Marieke Kruit oder Michael Aebersold (beide SP) 2x setzen, um der von Sitzverlust bedrohten SP unter die Arme zu greifen.
  • Wem die SP zu stark ist, streicht Marieke Kruit, die als Neue weniger Chancen auf einen Sitz hat. Und ersetzt sie durch Marianne Schild. Oder verdoppelt Schild. Achtung: Die beiden Schild-Stimmen können dann aber auch bei Nause landen.
  • Für reine Frauenliste stehen Franziska Teuscher (GB), Marieke Kruit (SP), Marianne Schild (GLP), Bettina Jans-Troxler (EVP), Simone Richner (JF) und Corina Liebi (jGLP) zur Auswahl. Auch dies sollte nur machen, wer bewusst RGM im Gemeinderat schwächen will.
  • Auf der anderen Seite des Spektrums denkbar wäre etwa Liste 2 (Mitte) mit Marianne Schild 2x und Bernhard Eicher panaschiert, ohne Reto Nause und Claudio Righetti.

Unten auf https://interaktiv.derbund.ch/ext/2020/bund-howtovote2020/ finden sich einige eher launige Taktiktipps zu allen Gemeinderatskandidat*innen.

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Stadtpräsidiumswahl 2020

Stadtpräsident Alec von Graffenried hat keine nennenswerten Gegner.

Nach der vermittelnden und ruhigen Präsenz bei der Klima-Besetzung des Bundesplatz dürften selbst enttäuschte Anhänger der 2016 unterlegenen Ursula Wyss dem Stapi four more years gönnen. Wer das nicht tut, legt leer ein. Aus votez-Sicht ein klarer Fall für eine Wiederwahl.

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Sanierung und Erweiterung Volksschule Markus: Baukredit

Das Areal um die Markuskirche ist als bauliches Ensemble architektonisch bedeutend und als schützenswert eingestuft. Die Schulanlage soll erweitert und saniert werden. Die Vorlage ist unbestritten.

 

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Ja

Gesamtsanierung Volksschule und Turnhallen Matte: Baukredit

Die Sanierung ist nötig, wird aber teuer, da sich die Gebäude im UNESCO-Schutzperimeter befinden, deshalb kann z.B. auch keine Photovoltaik montiert werden. Die Vorlage ist unbestritten.

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Budget 2021 der Stadt Bern

Abstimmungsergebnis im Stadtrat: 39  Ja, 22  Nein, 6 Enthaltungen. Also keine ganz klare Sache. Den einen gehen die linearen Sparmassnahmen zu weit, den anderen zu wenig weit.

Das Budget der Stadt projektiert ein Minus von 41 Millionen. Trotz linearer Sparmassnahmen. Wegen der steigenden Schulden wollen Wirtschaftsverbände das Budget ablehnen. SP-Finanzvorstand Aebersold sagt: Während die Bevölkerung nur um 1% zugenommen haben, gab es bei städtischen Angestellten ein Plus von 5% und bei den Ausgaben ein Plus von 16%. Handkehrum malt die Nein-Seite einen zu grossen Schuldenberg an die Wand. Und unterschlägt, dass viele der Ausgaben in Infrastrukturprojekte fliessen.

Nein sagen: FDP; CVP, SVP; Ja sagt die GLP, die sonst meist das Budget ablehnt, weil in Krisenzeiten antizyklisch zu budgetieren sei, Ja sagt die gesamte Linke, die im Parlament die gröbsten Sparübungen beispielsweise bei der freien Kulturszene oder bei der Gemeinwesenarbeit verhindern konnte – ausser der AL, die Stimmfreigabe beschliesst, weil sei gegen Sparen ist, aber mehr Finanz-Mitsprache der Bevölkerung will. Mehr: Faktencheck der BZ (hinter Paywall)

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Zürich
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Gegenvorschlag des Gemeinderats zur Volksinitiative «Sportstadt Züri»

Der Gemeinderat schlägt vor: Gratis Eintritt für alle in die Freibäder. Gratiseintritt in alle Sportanlagen für ZürcherInnen bis 20 sowie für Arme. Und Sportvereine sollen in der Regel in städtischen Sportanlagen nichts mehr bezahlen. Dagegen ist der rotgrüne Stadtrat, weil schon heute Arme, Kinder und Jugendliche kostenlos oder vergünstigt Sport treiben können. Ja sagt die Linke. Nein sagen FDP, SVP und GLP mit Verweis auf die finanziellen Belastungen der Stadt durch die Corona-Krise. Und weil sie fürchten, dass die Badis durch Gratiseintritte von AusserzürcherInnen zu voll würden.

Nein-Komitee

Ja-Komitee

 

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Ja

Öffentlicher Gestaltungsplan «Thurgauerstrasse» Zürich-Seebach

In Seebach plant die Stadt auf ihren Baulandreserven eine Siedlung mit 700 Wohnungen und Gewerberäumen. Dabei entstehen zahlbare Wohnungen, Angebote für «Wohnen im Alter», Freiräume und Bauten nach Massgabe der 2000-Watt-Gesellschaft. Unterstützt von Grünen und AL wurde das Referendum ergriffen, weil zu sehr verdichtet würde, die Bevölkerung zu wenig mitwirken könne, und weil man alles noch ökologischer bauen könnte. Die SVP sagt Nein, weil zu viel verdichtet werde und Parkplätze wegfallen. Ja sagen dagegen FDP, GLP und SP.

Zürich braucht dringend mehr Wohnraum, und die Siedlung entspricht dem Ziel, mehr gemeinnützige, ökologisch verträgliche Wohnungen zu bauen.

Ja der SP 

Nein der IG-Grubenacker

Mehr:

Radio SRF 

Interview mit SP-Hochbauvorsteher Odermatt

 

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Neues Fördersystem Tanz und Theater

Der Stadtrat will die Beiträge für Tanz- und Theater um 4,7 Millionen erhöhen, wobei 55 Millionen an Etablierte wie Schauspielhaus, Hechtplatz oder Tanzhaus Zürich gingen, 6,5 als «Konzeptförderung» für die Freie Szene und Institutionen. Nein sagt die FDP, die gegen die Mehrförderung bei den Etablierten ist. Und weil der Gemeinderat nur noch bei sechsjähriger Förderung bestimmen könnte, derweil die restliche Förderung ganz bei der Stadt liegen würde. Die SVP verweist noch auf die Finanzausfälle wegen Corona. Ja sagt die Linke, die GLP enthält sich.

Mehr:

sda/toponline